Rohstoffkooperationen: „Wertschöpfung für beide Seiten“
Politologin Melanie Müller über Deutschlands internationale Rohstoffkooperationen, den besonderen europäischen Ansatz und Chancen industrieller Entwicklung.
Frau Dr. Müller, Sie leiten bei der Stiftung Wissenschaft und Politik das Forschungsprojekt „Internationale Rohstoffkooperationen als Instrument für eine nachhaltige und resiliente Rohstoffversorgung“. Wie können Kooperationen tatsächlich diese positive Entwicklung entfalten?
In der Zusammenarbeit mit Partnerländern geht es für Deutschland unter anderem darum, unabhängiger von einzelnen großen Rohstoff-Lieferanten – dazu gehört insbesondere China – zu werden, sodass die Versorgungssicherheit auch angesichts geopolitischer Konflikte gewährleistet bleibt. Zugleich sollten Rohstoffkooperationen nicht bloß mit Blick auf das eigene Versorgungsinteresse geschlossen werden. Sie sind vor allem dann langfristig erfolgreich, wenn beide Seiten Anteil an wirtschaftlicher Entwicklung und Wertschöpfung haben.
Was kann Deutschland seinen Partnerländern anbieten?
Auf meinen Forschungsreisen in andere, rohstoffreiche Länder begegnet mir regelmäßig großes Interesse am deutschen Modell der dualen Ausbildung. Schauen wir zum Beispiel nach Südafrika: Die Jugendarbeitslosigkeit ist dort hoch, aber zugleich gibt es im Land viele gut qualifizierte junge Menschen. Diese müssen möglichst schnell in die Berufspraxis kommen, wozu die auch von deutschen Firmen in Südafrika angebotene duale Ausbildung beiträgt. Zudem kann Deutschland wertvolle Erfahrungen in der Technologieentwicklung einbringen, etwa zu Energieeffizienz oder der Exploration von Rohstoffen.
Welche Chancen haben Deutschland und die Europäische Union international als Rohstoffpartner?
Deutschland und die EU sind vielleicht nicht besonders schnell bei der Anbahnung von Rohstoffkooperationen, dafür aber häufig gründlicher als andere Akteure. Das ist auch deshalb wichtig, weil es bei diesen Kooperationen zunehmend um die Interessen der Bevölkerung in den rohstoffreichen Regionen geht. Die lokale Bevölkerung muss konkret von der Wertschöpfung profitieren. Deshalb ist es richtig, dass die Bundesregierung zum Beispiel die Modernisierung der Industrie des Partnerlandes als Ziel herausstellt oder sie bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards unterstützt.