Aufarbeitung durch Forschung
Das DAAD-Stipendienprogramm German Colonial Rule fördert Promovierende aus Staaten, die unter der deutschen Kolonialherrschaft standen.
Es ist ein kurzes Kapitel der deutschen Geschichte, aber es wiegt schwer. Von 1884 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs unterhielt das Deutsche Reich zahlreiche Kolonien, darunter in den heutigen Staatsgebieten von Tansania, Burundi, Ruanda, Namibia, Kamerun, Togo und Ghana. Kolonien wurden zudem im chinesischen Kiautschou, den Pazifikinseln Papua-Neuguinea, Samoa, Nauru, Karolinen, Palau, den Marianen und den Marshall-Inseln errichtet.
DAAD-Programm zur Kolonialgeschichte
Die Aufarbeitung der deutschen kolonialen Vergangenheit ist bis heute ein unvollendetes Kapitel. Die Bundesregierung und zahlreiche Expertinnen und Experten in Deutschland halten mehr Forschung zur deutschen Kolonialgeschichte deshalb für besonders wichtig. Seit 2022 widmen sich junge Forschende aus Staaten, die unter der deutschen Kolonialherrschaft standen, bislang unbeantworteten Fragen – in dem vom Auswärtigen Amt geförderten Programm German Colonial Rule (GCR) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
Forschung und internationaler Austausch
Die Forschungsarbeiten der Stipendiatinnen und Stipendiaten aus den Geschichts-, Politik- und Kulturwissenschaften beschäftigen sich zum Beispiel mit der Arbeitswelt in Namibia, mit dem Umgang der Kolonialherrscher mit indigener Bevölkerung in Kamerun, dem Einfluss religiöser Gemeinschaften aus Deutschland in Tansania oder mit der deutschen Kolonialgeschichte in Burundi. Im Rahmen der acht geplanten Promotionsarbeiten – die bilateral betreut werden – werden unter anderem Feldforschungen in ehemals kolonialisierten Ländern, aber auch historische Forschung im Bundesarchiv und im politischen Archiv des Auswärtigen Amts gefördert. Außerdem dienen Workshops wie in Burundi im Februar 2023 dem regelmäßigen internationalen Austausch.
Für DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee ist das Pilotprogramm wegweisend: „Damit tragen wir als DAAD dazu bei, historische und moralische Verantwortung für das entstandene Leid der Menschen in vielen Ländern Afrikas und Asiens zu übernehmen und schaffen Grundlagen für zukünftige internationale Wissenschaftskooperationen in der Kolonialforschung.“
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