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Ufos über Deutschland?

Unbekannte Flugobjekte: Ein ehrenamtliches Netzwerk nimmt in Deutschland mysteriöse Himmelserscheinungen in den Blick. 

Johannes_GöbelJohannes Göbel , 29.11.2024
Nur eine Wolke, aber am Himmel wird auch noch Anderes entdeckt.
Nur eine Wolke, aber am Himmel wird auch noch Anderes entdeckt. © picture alliance / imageBROKER

Auch die Polizei hat sich schon bei Hansjürgen Köhler gemeldet: Als ein Anrufer auf der Wache angesichts mysteriöser Erscheinungen am Westhimmel nicht locker ließ und die Beamten bekniete, doch bitte vorbeizukommen, fuhr eine Streife los. Vor Ort waren die beiden Polizisten mit Blick auf den Nachthimmel und das seltsame Blinken ebenfalls ratlos. Der Anruf bei Hansjürgen Köhler schaffte Klarheit: Es war lediglich der Fixstern Sirius, der in dieser Nacht unruhig und farbenfroh leuchtete. Wieder einmal keine Außerirdischen. 

Eine Hotline für Ufo-Sichtungen 

Hansjürgen Köhler ist Sprecher und Gründungsmitglied von CENAP, des Centralen Erforschungs-Netzes außergewöhnlicher Himmels-Phänomene. Es besteht seit 1976 und ging aus einer kleinen Gruppe hervor, die bereits ein Archiv und internationale Kontakte in der Ufo-Beobachtung aufgebaut hatte. An CENAP kann man sich auf mehreren Kanälen wenden, etwa über eine 24-Stunden-Hotline, wenn man ein Flugobjekt am Himmel nicht identifizieren kann.  

Hansjürgen Köhler ist mit seinem Team rund um die Uhr im Einsatz.
Hansjürgen Köhler ist mit seinem Team rund um die Uhr im Einsatz. © Hansjürgen Köhler/CENAP

Es ist ehrenamtliche Arbeit, der sich Hansjürgen Köhler im Ruhestand genauso leidenschaftlich widmet wie in der Zeit, als er noch als Einzelhandelskaufmann beruflich tätig war. CENAP hat sich einen außergewöhnlichen Ruf erarbeitet und kooperiert unter anderem mit mehreren Sternwarten und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Die Meldungen zu Ufos reißen nicht ab: Allein 2023 wurden bei CENAP deutschlandweit 746 Sichtungen gemeldet, die meisten aus Baden-Württemberg (144), Bayern (124) und Nordrhein-Westfalen (115). Die Aufklärungsquote ist sehr hoch. Bei den ungeklärten Fällen ist zumeist die Meldung zu bruchstückhaft, um sie abschließend verfolgen zu können. 

Auch ratlosen Piloten wird geholfen 

„Wir leisten seriöse Arbeit“, sagt Hansjürgen Köhler, der Hoffnungen auf die Sichtung kleiner grüner Männchen regelmäßig enttäuschen muss. Faszinierende Beobachtungen gehören allemal zu seinem Alltag. Besondere Aufmerksamkeit hat CENAP in den letzten Jahren auch dank eines Milliardärs erfahren: Elon Musks Starlink-Satelliten lassen seit 2019 die Meldungen ansteigen. Als „Perlenketten“, wenn sie ins All geschossen werden, aber auch, wenn sie dort angekommen sind. Erst unlängst erreichte Hansjürgen Köhler über die Deutsche Flugsicherung (DFS) die Anfrage von Piloten eines Passagierflugzeugs, was es mit den tanzenden Lichtpunkten am Horizont auf sich hätte. Erst Köhler konnte klären, dass es sich um die von der Sonne angestrahlten Starlink-Satelliten handelte.