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„Raumfahrt ist wie Luft zum Atmen“

Von Mondmissionen und Zukunftsvisionen: Wieso Raumfahrt im Alltag unerlässlich ist. 

Kim BergKim Berg , 27.11.2024
Walther Pelzer leitet die Deutsche Raumfahrtagentur.
Walther Pelzer leitet die Deutsche Raumfahrtagentur. © picture alliance / Panama Pictures

Von Mondmissionen und Zukunftsvisionen: Walther Pelzer, Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur, erklärt, wieso Raumfahrt im Alltag unerlässlich ist

Seit 2018 leitet Walther Pelzer die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Agentur koordiniert und steuert die deutschen Raumfahrtaktivitäten im Auftrag der Bundesregierung und vertritt zudem die Interessen Deutschlands in raumfahrtrelevanten internationalen Organisationen wie bspw. der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). 

Deutschlands Rolle bei der Rückkehr zum Mond ist… 

…essenziell. Ohne Deutschland wären die USA mit dem Artemis-Programm nicht in der Lage zum Mond zu fliegen. Das europäische Service Modul ESM im Orion-Raumschiff sorgt dafür, dass die Astronautinnen und Astronauten mit Sauerstoff und Wasser versorgt werden. Es regelt den Antrieb, die Elektrizität, reguliert die Temperatur und dient als Fahrgestell. Zusammengebaut wurde es in Bremen. Wie wichtig dieses Modul ist, zeigen die gestrandeten NASA-Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams. Wegen eines Defekts am amerikanischen Servicemodul ihres CST-100 Starliner verzögert sich ihre Rückkehr von der ISS um mehrere Monate, mit einer geplanten Landung erst  2025. Ursprünglich sollten die beiden sechs Tage auf der Raumstation verbringen. 

Die ISS ist ein politisches Meisterwerk.
Walther Pelzer, Deutsche Raumfahrtagentur

Das spannendste deutsche Weltraumprojekt ist… 

…schwer auszuwählen. Wir haben viele tolle Weltraumprojekte mit deutscher Beteiligung innerhalb und außerhalb der ESA, die ich unglaublich spannend finde. Mit der europäischen Raumsonde „Juice“ etwa sind wir auf dem Weg zum Jupiter. Dort wollen wir auf seinen Monden nach Bausteinen für Leben suchen. Mit der Mission „Earth Explorer“ werden wir Wissenslücken rund um den Klimawandel schließen. Zum Beispiel, welche Rolle Wolken bei der Temperaturentwicklung spielen. Es gibt noch zahlreiche weitere Projekte, mit denen wir die Wissenschaft vorantreiben und nach Lösungen für aktuelle Probleme suchen. 

Raumfahrt spielt im Alltag eine wichtige Rolle, denn… 

…Raumfahrt ist wie Luft zum Atmen. Man sieht sie nicht, aber sie ist lebensnotwendig. Wenn wir die Raumfahrtinfrastruktur abstellen würden, dann würde uns das ins letzte Jahrtausend zurückversetzen. Kommunikation, Navigation und auch Wetterberichte sind nur die offensichtlichen Vorzüge der Weltraumtechnologie. Den wenigsten Menschen ist jedoch bewusst, dass auch die Stromversorgung heutzutage ohne Navigationssatelliten gar nicht möglich ist – vor allem bei der Einspeisung von erneuerbaren Energien in das Stromnetz. Extrem präzise Zeitsignale ermöglichen es, die schwankende Einspeisung von Solar- und Windenergie effizient zu steuern und diese mit konventionellen Kraftwerken und Speichern abzustimmen. Ohne die Zeitsynchronisation der Navigationssatelliten würde unser Stromnetz zusammenbrechen. Das sind nur einige wenige Beispiele für den Einfluss von Raumfahrt in unserem Alltag.  

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Weltweite Partnerschaften in der Raumfahrt sind… 

…sehr sinnvoll. Zum einen ist Raumfahrt teuer. Kosten für Weltraumprojekte können über Kooperationen auf mehrere Länder verteilt werden. Außerdem ist keine Nation dieser Welt in jeder Technologie weltklasse. Indem wir unser Wissen teilen, können wir besser, schneller und innovativer sein. Und zum dritten spielt Raumfahrt-Diplomatie eine zunehmend wichtige Rolle in der Politik. Über die Raumfahrt können Länder in einem Bereich zusammenarbeiten und Gesprächskanäle öffnen, die in anderen Bereichen nicht möglich sind. Für mich ist die ISS zum Beispiel ein politisches Meisterwerk, weil wir mit ihr zeigen, was wir als Menschheit erreichen können, wenn wir konstruktiv zusammenarbeiten.