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Attraktiv für Forschende weltweit

Deutschland bietet vielfältige Chancen für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das liegt auch an der garantierten Freiheit der Forschung.

Clara Krug und Klaus Lüber, 02.04.2025
Für Forschende ist Deutschland ein attraktiver Standort.
Für Forschende ist Deutschland ein attraktiver Standort. © dpa/picture alliance

Der US-amerikanische Forscher Peter N. Robinson gilt als Pionier der computergestützten Genom- und Phänotyp-Analyse. Diese ist vor allem für die Diagnose von Erbkrankheiten hilfreich. Seine Ergebnisse sammelte Robinson in einer Datenbank, die bestimmte Krankheitssymptome präzise auf Genmutationen zurückführt. 13.000 solcher Merkmale sind dort bislang gesammelt. Inzwischen gilt diese „Human Phenotype Ontology“ (HPO) als international anerkanntes Standardinstrument für die Diagnose von genetisch bedingten Erkrankungen.

Pionier der KI-Genetik: Peter N. Robinson
Pionier der KI-Genetik: Peter N. Robinson © Humboldt-Stiftung/Elbmotion

Seiner Heimat USA hat der Wissenschaftler inzwischen den Rücken gekehrt. 2024 wurde Robinson mit einer Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet und wechselte dafür vom Jackson Laboratory for Genomic Medicine in Farmington, Connecticut, an das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité. Die Humboldt-Professur, der mit fünf Millionen Euro höchstdotierte Forschungspreis Deutschlands, vermittelt internationale Spitzenforschende an deutsche Universitäten. Seine Professur möchte Robinson nutzen, um Algorithmen für KI-basierte Präzisionsmedizin zu entwickeln. „Wir wollen Künstliche Intelligenz und Algorithmen nah an der Praxis testen und weiterentwickeln, was hier im BIH als Teil der Charité vergleichsweise unkompliziert möglich ist“, sagt er. 

Deutsche Universitäten unter den weltweit besten

Peter N. Robinson ist einer von mehr als 75.000 Forschenden aus aller Welt, die in Deutschland arbeiten. Für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende gilt die Bundesrepublik als einer der attraktivsten Standorte. Der wissenschaftliche Output der mehr als 400 deutschen Hochschulen ist exzellent. In zukunftsweisenden Fachrichtungen wie Künstliche Intelligenz, Mathematik, Medizin oder Umweltwissenschaften zählen deutsche Universitäten zu den besten der Welt. Regelmäßig belegen deutsche Hochschulen Top-Platzierungen in internationalen Rankings. 

Deutschland ist laut der Studie Wissenschaft weltoffen 2024 des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) nach den USA das zweitwichtigste Gastland für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Zudem waren im Wintersemester 2024/25 fast 493.000 internationale Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben – ein neuer Höchststand. Internationale Studierende machen somit knapp 17 Prozent der gesamten Studierendenschaft aus. „Diese Trends unterstreichen die Attraktivität Deutschlands als Wissenschafts- und Studienstandort, die insbesondere auf der hohen Qualität der deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen und ihrer internationalen Verflechtung beruht“, so DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. 

KI-Talente für Deutschland

Schätzt die Lebensqualität in Deutschland: KI-Forscherin Kennedy.
Schätzt die Lebensqualität in Deutschland: KI-Forscherin Kennedy. © Siegfried Michael Wagner

Für die junge KI-Forscherin Molly Kennedy war es die Mischung aus guten Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten, hoher Lebensqualität und großer akademischer Freiheit, die sie von Nordirland nach Deutschland führte. Die Sprach- und Computerwissenschaftlerin möchte die Fehleranfälligkeit großer KI-Modelle besser in den Griff bekommen. Dazu findet sie an der DAAD-geförderten Konrad Zuse School for Excellence in Reliable AI an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ideale Bedingungen. 

Im Moment sind die Chancen, dass ich bleibe, ziemlich hoch.
Molly Kennedy, KI-Forscherin

Drei Zuse-Schools an den Standorten Darmstadt, Dresden und München bieten internationalen Talenten wie Kennedy eine Kombination aus fachlich anerkannter Ausbildung und Praktika bei namhaften Unternehmen. Kennedy hat bereits Kontakt zu SAP und Infineon aufgenommen. „Deutschland ist für mich aufgrund einer ganzen Reihe von Faktoren attraktiv, darunter gute Arbeitsmöglichkeiten, hohe Lebensqualität und große akademische Freiheit“, sagt Kennedy. „Im Moment sind die Chancen, dass ich bleibe, ziemlich hoch.“

relAI organisiert Retreats und Veranstaltungen in ganz Deutschland, die Gelegenheit bieten, neue Orte zu besuchen, sich interdisziplinär auszutauschen und mit anderen Forschern in Kontakt zu treten. Ich habe es besonders genossen, Kommilitonen zu treffen und etwas über die spannende Arbeit zu erfahren, die in einer Reihe von KI-Feldern geleistet wird. 

Englischsprachige Studiengänge, keine Studiengebühren

Neben dem DAAD und der Alexander von Humboldt-Stiftung bietet auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft vielfältige Fördermöglichkeiten für internationale Forschende. Insgesamt gelten die Rahmenbedingungen für Forschung in Deutschland im internationalen Vergleich als sehr gut. Das verdeutlichen auch die Investitionen: Knapp 130 Milliarden Euro flossen allein im Jahr 2023 in Forschung und Entwicklung, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Den größten Anteil daran hatten mit 88,7 Milliarden Euro Unternehmen. Hinzu kommt ein stetiges Wachstum englischsprachiger Studienangebote, die internationalen Talenten den Einstieg erleichtern. Laut Hochschulrektorenkonferenz bieten deutsche Hochschulen mehr als 2.000 englischsprachige Studiengänge an, das entspricht zehn Prozent. Für den Studienstandort Deutschland spricht auch, dass die meisten Hochschulen keine oder vergleichsweise geringe Studiengebühren bzw. sogenannte Semesterbeiträge erheben – denn in Deutschland stellen die Bundesländer die Grundfinanzierung der staatlichen Hochschulen sicher.

Umfassende Informationen zu passenden Studienprogrammen an deutschen Hochschulen bietet zum Beispiel die interaktive Plattform MyGUIDE des DAAD. Dort können Studieninteressierte aus mehr als 130 Ländern unter anderem prüfen, ob ihr Abschluss für eine Bewerbung in Deutschland ausreicht, und – basierend auf ihrem Bildungsweg und individuellen Präferenzen – einen passenden Studiengang finden.

Höchste Bleibequote weltweit

Deutschland hat allen Grund, internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit offenen Armen zu empfangen. Jeder Jahrgang internationaler Studierender trägt zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des DAAD. „Investitionen in die Ausbildung internationaler Studierender stärken die Fachkräftebasis und damit langfristig das Wirtschaftswachstum in Deutschland. Sie helfen dabei, die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern“, so IW-Direktor Michael Hüther. Die künftige Bundesregierung hat bereits angekündigt, Deutschland als attraktives Zielland und sicheren Hafen der Wissenschaftsfreiheit für Forschende aus aller Welt zu erhalten, und plant zusätzliche Förderprogramme zum Gewinnen internationaler Talente.

Wie attraktiv Deutschland für internationale Studierende ist, zeigen auch Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Danach hat Deutschland zusammen mit Kanada die höchste Bleibequote internationaler Studierender weltweit – zehn Jahre nach Studienbeginn sind noch 45 Prozent der Studierenden im Land. Inzwischen gewinnt Deutschland für internationale Forschende noch aus einem anderen Grund an Attraktivität: Immer mehr internationale Spitzenkräfte leiden unter Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit – diese ist in Deutschland im Grundgesetz garantiert.