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Volodymyr Kudrytskyi sorgt für Energie im Krieg

Wie der CEO des Energieunternehmens Ukrenergo versucht, das Stromnetz in der Ukraine am Laufen zu halten.  

Friederike BauerFriederike Bauer, 05.06.2024
Volodymyr Kudrytskyi, Chef von Ukrenergo
Volodymyr Kudrytskyi, Chef von Ukrenergo © Ukrinform/dpa

Volodymyr Kudrytskyi blickt lächelnd in die Kamera. Gerade hat er in Anwesenheit von Entwicklungsministerin Svenja Schulze in Kyjiw einen Vertrag über 45 Millionen Euro unterschrieben. So viel hat ihm Deutschland für den Wiederaufbau des ukrainischen Energiesystems zugesagt, eine von verschiedenen Tranchen in den vergangenen Jahren. Es ist der 9. Mai 2024 – und Kudrytskyi der Chef des größten Stromnetzbetreibers Ukrenergo im Land.  

Seit 2020 steht er an der Spitze des Unternehmens und seitdem ist er im Krisenmodus. Erst musste er die Corona-Pandemie managen, dabei alle Operationen in Rekordgeschwindigkeit auf „remote“ umstellen. Dann kam der russische Angriffskrieg, bei dem die ukrainische Energieinfrastruktur ganz besonders im Fadenkreuz steht. Fast keine Nacht vergeht, ohne dass Russland mit Drohnen oder Raketen Kraftwerke, Umspannstationen oder Strommasten angreift – als Teil seines Krieges gegen Zivilisten und Infrastruktur. Viele können abgefangen werden, aber viele auch nicht. Deswegen ist der Wiederaufbau des Stromnetzes zu einer Daueraufgabe geworden.  

Außenministerin Annalena Baerbock besucht in der Ukraine ein von russischen Raketen zerstörtes Kraftwerk.
Außenministerin Annalena Baerbock besucht in der Ukraine ein von russischen Raketen zerstörtes Kraftwerk. © picture alliance / AA / photothek.de

Rund 1.500 Spezialisten sind in mobilen Einheiten permanent im Einsatz. „Falls nötig, arbeiten sie 24 Stunden an sieben Tagen“, erzählt Kudrytskyi. Unter hohem Risiko für ihr Leben versuchen sie, Schäden nach Angriffen so schnell wie möglich zu beheben. „Das war nach dem ersten Winter eine enorme Anstrengung.“ Damals waren 60 Prozent der Stromerzeugungsanlagen beschädigt oder zerstört. „Durch ein kleines Wunder“ seien vor der nächsten Winterperiode 95 Prozent des Netzes wieder repariert gewesen. Damit sei die Ukraine ganz gut durch den Winter gekommen. Doch seit März 2024 stehen die Energieanlagen wieder massiv unter Beschuss.  

Auch deshalb ist die Unterstützung der KfW im Auftrag der Bundesregierung für den Ukrenergo-Chef „lebenswichtig“. Ohne die internationalen Zahlungen „hätten wir die letzten beiden Winter nicht überleben können“, sagt er. Trotz aller Härten verliert Kudrytskyi die Hoffnung nicht: Die Ukraine habe es in ihrer gesamten Geschichte noch nie leicht gehabt. So sei es auch jetzt wieder. Deshalb „werden wir uns den Weg zu Freiheit, Unabhängigkeit und Demokratie erkämpfen müssen“. Dafür stehe er an der Energiefront.