Friedrich Merz: Konservativer Transatlantiker
Wer der voraussichtlich neue deutsche Bundeskanzler ist und wofür er politisch steht.
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Friedrich Merz ist aller Voraussicht nach der nächste deutsche Bundeskanzler. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar 2025 holten die Unionsparteien, als deren Spitzenkandidat er angetreten war, die meisten Stimmen.
Wer ist Friedrich Merz?
Der 69-Jährige ist seit Februar 2022 Vorsitzender der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) sowie Vorsitzender der gemeinsamen Bundestagsfraktion von CDU und CSU (Christlich-Soziale Union in Bayern). Merz war erst seit 2021 wieder Mitglied des Deutschen Bundestags. Zuvor hatte er sich wegen Differenzen mit der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel für mehrere Jahre aus der aktiven Politik zurückgezogen.
Einstieg im Europäischen Parlament
Friedrich Merz wurde in Brilon im ländlichen Nordrhein-Westfalen geboren, wo er auch heute lebt. Er ist Jurist und hat als Rechtsanwalt unter anderem für eine internationale Großkanzlei gearbeitet. Von 1989 bis 1994 war er Mitglied des Europäischen Parlaments und von 1994 bis 2009 Abgeordneter des Bundestags. Merz gilt als „Transatlantiker“, zehn Jahre lang war er Vorsitzender der Atlantikbrücke, einer überparteilichen Organisation mit Mitgliedern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Europa und den USA.
Merz vertritt wirtschaftsliberale, in der Gesellschaftspolitik eher konservative Positionen. In der vergangenen Legislaturperiode hat die CDU unter seiner Führung ihr konservatives Profil geschärft. Das 2024 verabschiedete neue Grundsatzprogramm ist in vielen Bereichen eine Abkehr von der Politik Angela Merkels. So befürwortet die Partei eine Rückkehr zur Wehrpflicht und ein Festhalten an der Atomenergie. Auch der Begriff der „deutschen Leitkultur“ taucht im neuen Grundsatzprogramm wieder auf. Bereits im Jahr 2000 hatte Merz als damaliger Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag eine Debatte dazu angestoßen.
Forderung nach Wende in der Migrationspolitik
Für Diskussionen sorgte Merz jüngst mit seinen Vorstößen zum Thema Migration. Mit Blick auf die Anschläge von Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg, bei denen Angreifer mit Migrationshintergrund mehrere Menschen tödlich verletzt hatten, forderte er eine Wende in der deutschen Asyl- und Migrationspolitik. Der Fünf-Punkte-Plan, den die Union dazu in den Bundestag einbrachte, fand eine Mehrheit nur mit den Stimmen der in Teilen rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD).
Eine Kooperation mit der AfD schloss Merz aber entschieden aus. „Es gibt keine Zusammenarbeit, es gibt keine Duldung, es gibt keine Minderheitsregierung, gar nichts“, sagt er beim Bundesparteitag der CDU Anfang Februar. Auch nach der Wahl schloss er eine Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch aus. Die AfD könne „ihre Hand ausstrecken, wie sie wolle, wir machen keine falsche Politik für dieses Land“, sagte Merz in der TV-Sendung „Berliner Runde“ am Wahlabend. Die AfD wolle das Gegenteil von dem, was die Union wolle. „Wir suchen nicht die Freiheit und den Frieden auf dem Schoß von Putin“, sagt Merz mit Blick auf die Russland-Politik der AfD.
Friedrich Merz ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Persönlich gilt der Hobby-Pilot als nüchtern und diszipliniert, aber auch als bisweilen aufbrausend. Seine Sympathiewerte in der deutschen Bevölkerung haben sich seit der Nominierung als Kanzlerkandidat verbessert, punkten konnte er vor allem bei männlichen Wählern über 45 Jahren, weniger dagegen bei jungen Frauen.