Kunst im Exil sichtbar machen
Wenn Kulturschaffende ihr Land verlassen, verlieren sie oft ihre Bühne und ihr Publikum. Drei Initiativen aus Deutschland bieten ihnen eine Plattform.
Kultursalon „Stories from exile“
„Kiew war für mich ein Ort, an dem ich für immer leben wollte“, sagt der ukrainische Theaterschaffende Pavlo Arie, Chefdramaturg des Left Bank Theatre in Kiew. Doch dann kam der russische Angriffskrieg und Arie floh nach Deutschland. Jedes Wochenende lädt er nun im „Gartenhaus“ im Hof des Berliner Ensembles, eines der bekanntesten Theater in der Hauptstadt, bei freiem Eintritt zum Kultursalon „Stories from exile“ ein. Dort spielen, musizieren und improvisieren Künstler und Künstlerinnen im Exil mit Ensemblemitgliedern des Berliner Ensembles entlang von Texten des Dramatikers Berthold Brecht. „Ich lade die Menschen ein, einen kleinen Teil ihres Lebens mit uns zusammen zu leben.“
Das Exil Ensemble
Sie kommen aus Saudi-Arabien, Syrien und den Palästinensischen Gebieten: Fünf junge Schauspielerinnen und Schauspieler bilden derzeit das „Exil Ensemble“ des Gorki Theaters in Berlin. Seit der Gründung 2016 wurde das Ensemble unter anderem gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Stiftung Mercator und dem Berliner Senat. Es soll Künstlerinnen und Künstlern im Exil eine längerfristige Arbeitsmöglichkeit bieten und sie und ihre Geschichten sichtbar machen. Darüber hinaus ermöglicht es den Austausch zu verschiedenen Theatertraditionen.
Virtuelle Ausstellung „Künste im Exil“
Die Lyrikerin Nelly Sachs wurde 1891 in Berlin geboren, der Schauspieler Massi Mrowat 1993 in Kabul. Was die beiden verbindet: die Kunst. Und das Exil. Ihre und viele weitere Lebenswege dokumentiert die virtuelle Ausstellung „Künste im Exil“. Sie macht erfahrbar, unter welchen Bedingungen Kunstschaffende lebten und arbeiteten, die etwa während der Zeit des Nationalsozialismus aus Deutschland flohen oder die heute in Deutschland Schutz suchen. Das Exilarchiv 1933 bis 1945 der Deutschen Nationalbibliothek hat die Ausstellung gestaltet, sie wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.