„Wir sind jederzeit bereit“
Freiwillige Feuerwehr: Benedikt Sulzbach erzählt, warum er sein Ehrenamt liebt, auch wenn es ihm viel abverlangt.
Benedikt Sulzbach (29) von der Freiwilligen Feuerwehr erzählt, warum er gerne hilft:
„Ich war vier Jahre alt, als ich in die Freiwillige Feuerwehr meines Heimatortes Oberursel-Stierstadt eingetreten bin. Mein Vater war Feuerwehrmann und die roten Autos mit Blinklicht und Sirenen haben mich total fasziniert. Nach der Minifeuerwehr kam ich mit zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr, da wird man richtig ausgebildet. Meinen ersten richtigen Einsatz durfte ich dann mit 17 fahren.
Ich habe eine Ausbildung als Elektriker gemacht und arbeite im Flugmotorenwerk von Rolls Royce. Dort bin ich bei der Werkfeuerwehr, wir sind 21 Leute im Schichtdienst rund um die Uhr. Wenn ich tagsüber zu einem Brand außerhalb gerufen werde, stellt mich mein Unternehmen frei. Natürlich nur bei Großbränden oder wenn Menschenleben in Gefahr sind. Meine Kollegen stehen voll hinter dem ehrenamtlichen Einsatz und machen meine Arbeit dann mit. Häufig muss ich auch zu Lehrgängen oder Übungen, die Freistellung dafür ist gesetzlich geregelt.
Mein erster Großbrand war 2013. Das Bürgerhaus im Nachbarort brannte. Wir mussten ein angrenzendes Hochhaus evakuieren. Acht verschiedene Wehren waren im Einsatz, wir waren mehr als 200 Leute, zusammen mit Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk. Am stärksten mitgenommen hat mich, als ein 18-Jähriger wegen einer Mutprobe auf eine S-Bahn geklettert ist und der Starkstromleitung zu nah kam. Er erlitt einen Stromschlag und schwere Verbrennungen. Wir konnten nicht mit Leitern auf den Zug, weil alles unter Strom stand, er musste sich vom Zug wälzen und auf ein Sprungkissen fallen lassen. Nach diesem Einsatz konnte ich nicht mehr schlafen. Ich habe dann mit einem erfahrenen Kollegen gesprochen, das hat mir geholfen. Es gibt aber auch eine psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte. Das Schöne bei der Feuerwehr ist dennoch: Nach einem Einsatz weiß ich immer, ich konnte helfen. Dass es viel schlimmer gekommen wäre, wenn wir nicht so schnell vor Ort gewesen wären.
Es gibt keinen Verein, der so gut Feste organisieren kann wie die Freiwillige Feuerwehr. Das geht mit derselben Präzision und Schnelligkeit wie unsere Arbeit. Und man findet tolle Freunde. Die Feuerwehr ist wirklich meine zweite Familie. Wenn ich jemanden anrufe und sage „Ich brauche dich“, fragt er nur: „Wann soll ich da sein?“.
Damit es gar nicht erst zum Brand kommt
Der Unterschied zu Berufsfeuerwehren in den Großstädten ist, dass bei uns niemand auf der Wache sitzt, alle sind bei der Arbeit oder zu Hause – wir sind jederzeit bereit, egal wo wir sind. Sieben Frauen sind bei uns unter den 50 Einsatzkräften. Ich mache auch Brandschutzerziehung in Vereinen, Kindergärten und Schulen. Da erklären wir, wie man die Feuerwehr richtig ruft und was man tun kann, damit es erst gar nicht brennt.
Neben dem Löschen unterstützen wir den Rettungsdienst, etwa durch Tragehilfe, beim Reanimieren, Absperren von Unfallstellen oder indem wir jemanden aus höheren Stockwerken über die Leiter bergen. Oft müssen wir auch Türen aufbrechen oder bei Starkregen Keller auspumpen. Bei Großveranstaltungen im Stadion oder bei Konzerten sind wir oft als Sicherheitskräfte dabei.“
Feuerwehr in Deutschland
Die Feuerwehr ist überall unter der Telefonnummer 112 zu erreichen.
Es gibt drei Arten der Feuerwehr: In jeder Kommune gibt es eine Freiwillige Feuerwehr, die von der Gemeinde unterhalten wird. Die 23.297 Freiwilligen Feuerwehren haben mehr als eine Million Mitglieder. 23.934 Jugendfeuerwehren mit 332.000 Mitgliedern ergänzen sie.
In größeren Städten gibt es neben freiwilligen Feuerwehren deutschlandweit 116 Berufsfeuerwehren mit 35.754 angestellten Feuerwehrleuten. Sie leisten auch Rettungsdienst.
In Unternehmen gibt es als dritte Säule 761 Werkfeuerwehren mit 33.616 Feuerwehrleuten.