Zukunft der Mobilität: Autonomes Fahren
Ob Logistik, Landwirtschaft oder Straßenverkehr: Hoch automatisierte Fahrzeuge gewinnen an Bedeutung. Deutschland spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Was einst Science-Fiction war, wird zunehmend Realität: Fahrzeuge, die wie von Geisterhand gelenkt durch die Gegend steuern. Das gilt nicht nur für Logistik-Fahrzeuge auf Betriebsarealen, Landmaschinen auf Äckern oder Shuttle-Services auf ausgewiesenen Strecken, sondern immer öfter auch für Busse, Robotaxis, Laster und private Autos im Straßenverkehr. Die Society of Automotive Engineers (SAE) definiert fünf Stufen der Automatisierung. Viele moderne Fahrzeuge verfügen bereits über Level 1- und 2-Assistenzsysteme – sie entlasten Fahrer oder Fahrerin, doch müssen sie jederzeit eingreifen können. Dazu gehören Systeme, die Abstand halten, die Spur halten, bei Unfallgefahr bremsen oder auch einparken. Bei Level 3 kann das Fahrzeug selbstständig fahren, doch der Mensch am Steuer muss im Bedarfsfall übernehmen. Mit Level 4 fährt das hochautomatisierte Fahrzeug in definierten Bereichen ohne menschliche Unterstützung. Und Level 5 beschreibt vollkommen autonome Fahrzeuge.

Deutschland ist Vorreiter
Deutschland hat als erstes Land weltweit bereits 2021 einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der den Betrieb hochautomatisierter Fahrzeuge im öffentlichen Raum ermöglicht – unter bestimmten Bedingungen mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen. Die Befürworter argumentieren: Autonome Fahrzeuge könnten die Zahl der Verkehrsunfälle senken, da diese meist aus menschlichem Versagen resultierten. Zudem böten sie einen Effizienz- und Komfortgewinn, weil Fahrer die Zeit anderweitig nutzen könnten. Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) könnten sie den Fachkräftebedarf mindern. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen eröffnet autonomes Fahren neue Möglichkeiten der Mobilität. Und auch aus ökologischer Sicht sei die Technologie sinnvoll, weil sie meist emissionsfrei sei und durch eine optimierte Fahrweise Staus reduziere.
Hohe Komplexität
Doch es gibt Herausforderungen: Die technische Komplexität ist hoch, da autonome Fahrzeuge Verkehrssituationen schnell und zuverlässig erfassen müssen. Hinzu kommen rechtliche Fragen, etwa die Verantwortung bei Unfällen. Und nicht zuletzt sind viele Menschen noch skeptisch gegenüber der gespenstisch anmutenden Technologie.
Klar ist: Die deutsche Automobilindustrie treibt die Zukunftstechnologie aktiv voran. So hat Mercedes-Benz mit dem „Drive Pilot“ das weltweit erste für den Straßenverkehr zugelassene Level-3-System entwickelt – mit bis zu 95 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn. Der Drive Pilot nutzt über 35 Sensoren, darunter Kameras, Radare, Ultraschallsensoren und LiDAR (Laser-Radar), um die Umgebung in Echtzeit zu erfassen. Das redundante System stellt sicher, dass kritische Fahrzeugfunktionen wie Lenkung, Bremsen und Elektronik doppelt abgesichert sind. Die Marke mit dem Stern arbeitet zudem intensiv an Level 4 und erprobt bereits Fahrzeuge auf Straßen und Autobahnen in Peking.

Autonomes Fahren im Straßenverkehr: Zahlreiche Pilotprojekte
Um die Technologie weiterzuentwickeln, laufen in Deutschland zahlreiche Pilotprojekte. Der Fokus liegt auf selbstfahrenden Shuttles, die den ÖPNV ergänzen sollen. So testet zum Beispiel Volkswagen derzeit autonome Kleinbusse, die ab 2026 in Hamburg unterwegs sein sollen. „Wir holen das autonome Fahren nach Europa, nach Deutschland, nach Hamburg. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft des ÖPNV“, sagt Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks.
In Mannheim und Friedrichshafen werden mit Unterstützung des Automobilzulieferers ZF vollautomatisierte Busse auf Stadt- und Landstrecken erprobt. Auch Berlin testet autonome Lieferfahrzeuge und On-Demand-Shuttles, die den Verkehr entlasten sollen. Diese Projekte helfen dabei, reale Erfahrungen zu sammeln, die Akzeptanz zu erhöhen und die Technologie Schritt für Schritt in den Alltag zu integrieren.
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Großes Potenzial im Güterverkehr
Großes Potenzial bietet autonomes Fahren auch für den Güterverkehr. So entwickelt etwa Continental gemeinsam mit dem US-Unternehmen Aurora ein skalierbares Level-4-System für Lkw, das 2027 in Serie gehen soll. „Durch den Einsatz unserer autonomen Transportlösungen steigern wir die Effizienz, maximieren die Auslastung und verringern die Ausfallzeiten“, sagt Ismail Dagli, Leiter Autonomous Mobility bei Continental. Während Aurora die Software und KI-Algorithmen bereitstellt, bringt Continental sein Know-how in Sensorik, Sicherheitsarchitekturen und Fahrzeugintegration ein. Ein Fallback-System soll im Falle eines technischen Defekts den Betrieb des Fahrzeugs aufrechterhalten.