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„Wir setzen auf natürliche Kreisläufe“

Wolfram Wiggert und seine Familie betreiben Landwirtschaft im Hochschwarzwald: innovativ, nachhaltig und klimasensibel. 

Johannes_GöbelInterview: Johannes Göbel , 10.07.2024
Familienbetrieb (v. l.): Martha, Eva, Wolfram und Jakob Wiggert
Familienbetrieb (v. l.): Martha, Eva, Wolfram und Jakob Wiggert © Eva Wiggert

Herr Wiggert, 2024 ist Ihr Haslachhof als einer der Sieger des Bundeswettbewerbs Ökologischer Landbau ausgezeichnet worden. Was macht Ihren Hof besonders umweltfreundlich?
Ein entscheidender Punkt ist, dass wir sehr nachhaltig mit unserem Boden umgehen. Wir bearbeiten den Boden nur minimal und setzen auf eine sehr abwechslungsreiche Fruchtfolge, die sich alle neun Jahre wiederholt. Drei Jahre davon wachsen auf unseren Feldern Luzerne-Kleegras-Gemenge mit Blühpflanzen und Kräutern, die den Boden mit reichlich Stickstoff versorgen. Somit ist er fit für nachfolgende Kulturen wie zum Beispiel Dinkel, Einkorn, Roggen oder Gerste. Klee und Luzerne gehen mit Bakterien eine Symbiose ein, die Stickstoff aus der Luft pflanzenverfügbar macht. Somit düngen sie sich sozusagen selbst, und ebenso Pflanzen, die in ihrer Umgebung wachsen. Wir setzen auf natürliche Kreisläufe der Natur und erreichen damit nicht zuletzt Effizienz. 

Wolfram Wiggert mit einer Mutterkuh
Wolfram Wiggert mit einer Mutterkuh © Timo Jaworr

Stichwort Effizienz: Ihr Hof zeigt auch, dass Ökologie und Ökonomie miteinander harmonieren können. Was ist der Schlüssel zu Ihrem wirtschaftlichen Erfolg?
Wir haben ein gutes Input-Output-Verhältnis. Unsere Mutterkuhherde mit rund 90 Tieren der seltenen lokalen Rasse Hinterwälder füttern wir ausschließlich mit dem Gras und Futter unserer betriebseigenen Flächen. Ich habe schon erläutert, wie das Kleegras unseren Boden fruchtbarer macht. Zudem können wir das Kleegras zum Betrieb unserer hofeigenen Biogasanlage nutzen. Und durch die Anlage gewinnen wir organischen Dünger, den wir zum Beispiel für den Anbau von Getreide verwenden. Durch unsere hohe Bodenqualität und die betriebseigene organische Düngung konnten wir die Getreideerträge in den letzten Jahren um bis zu 80 Prozent steigern. 

Der Klimawandel beschäftigt auch die Landwirtschaft besonders. Wie stellen Sie sich auf ihn ein?
In den vergangenen Jahren haben wir erfolgreich mit Kulturen experimentiert, die auch mit wenig Niederschlag auskommen, zum Beispiel mit Buchweizen oder Hirse. Im Vergleich zum Hafer benötigt die Hirse nur ungefähr ein Drittel der Wassermenge. Aktuell profitiert wiederum der Hafer vom hohen Niederschlag. Das bestätigt unsere Strategie, auf ökologische Vielfalt zu setzen. Und auch bei der Energieerzeugung sind wir klimasensibel: Unsere Biogasanlage versorgt über 4.000 Menschen der Region mit Strom, die Abwärme wird zu 100 Prozent in das Wärmenetz der Stadt Löffingen eingespeist.