Die Sprach-Checker: Wie mehrsprachige Kinder der Wissenschaft helfen
In Mannheim leben Menschen aus mehr als 100 Nationen, die noch mehr Sprachen sprechen. Das interessiert auch die Forschung.
Gemeinsam mit Forschenden des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache können Kinder und Jugendliche in Mannheim ihren mehrsprachigen Alltag wissenschaftlich entdecken. Sie heißen Sprach-Checker und sind direkt am Forschungsprozess beteiligt, beschreiben ihre vielfältige Umwelt und entwickeln eigene Forschungsfragen.
Die Sprache des Herzens
Mit einer professionellen Autorin zusammen schreiben Grundschulkinder in einem Projekt ein eigenes Buch. Es geht um ihre Erfahrungen mit der Mehrsprachigkeit: Wie ist es, zu Hause die eine und in der Schule die andere Sprache zu sprechen? Die Kinder lesen außerdem in ihren Sprachen vor – auf Deutsch, Arabisch, Bulgarisch, Italienisch, Polnisch und Türkisch.
In einem anderen Teilprojekte der Sprach-Checker erstellen die Kinder sogenannte Sprachporträts. Auf einem Körperumriss zeichnen sie ein, wo im Körper sie ihre jeweiligen Sprachen im Körper sehen. Ein junger Fußball-Fan der italienischen Nationalelf kolorierte den Fuß in den italienischen Farben. Aber viele Kinder malen die Muttersprache ins Herz. Diese Projekte eröffnen nicht nur spannende Themen für die Wissenschaft, sie helfen den Kindern auch, selbstbewusst mit ihrer Vielsprachigkeit umzugehen.
Sprachspuren in der Stadt
Wer sich im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-West umschaut, entdeckt eine Vielzahl an Sprachen: auf Stickern und Graffiti, in Schaufenstern, vor Restaurants oder auf Schildern. Ältere Jugendliche unter den Sprach-Checkern durchstreifen ihr Viertel und kartieren es nach solchen Sprachspuren. In der Linguistik spricht man von „Linguistic Landscaping“. Die Daten werden analysiert und eröffnen neue Perspektiven auf Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum.
Ein Song über die Mehrsprachigkeit im Mannheimer Vielfaltsviertel:
The Language-Checkers-Song: Bitte hör mir zu! (with English subtitles)
Dieser Ansatz von „Citizen Science“ bezieht die jungen Menschen vor Ort ein. Auch, um das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken. Vor allem aber eröffnet ein bürgerwissenschaftlicher Ansatz neue Sichtweisen und Forschungsfragen, indem er Stimmen aus der Gesellschaft hört. Dafür wurden die Sprach-Checker des Instituts für Deutsche Sprache mehrfach ausgezeichnet, etwa beim „European Union Prize for Citizen Science 2024“.