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„Seid mutig und macht einfach den ersten Schritt“

Unternehmerin Melanie Baum von der Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“ erklärt die Bedeutung von Frauen in Führungspositionen.

Ralf Isermann, 31.07.2024
Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“: Melanie Baum
Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“: Melanie Baum © privat

Weil Frauen in der Wirtschaft noch immer zu wenig Beachtung bekommen, wurde die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“ gegründet. Das Bundeswirtschaftsministerium will damit für mehr Sichtbarkeit der Managerinnen sorgen. Eine der besonders engagierten Chefinnen ist Melanie Baum, Inhaberin und Geschäftsführerin der Firma Baum Zerspanungstechnik in Marl in Nordrhein-Westfalen.

Frau Baum, sind Sie als geschäftsführende Frau in Ihrer Branche Exotin oder Etablierte? 

Formal betrachtet bin ich als alleinige Geschäftsführerin und Inhaberin eher eine Exotin in meiner Branche. Gleichzeitig ist es vielleicht gar nicht so wichtig, dass man 100-prozentig und allein die Geschäfte verantwortet. Entscheidend ist eher, dass sich mehr Frauen in der Industrie Führung zutrauen. Das etabliert sich zwar erfreulicherweise immer mehr, insgesamt ist es aber noch ein weiter und spannender Weg. 

Der Schlüssel ist die Bildung gemischter Teams.
Melanie Baum, Firma Baum Zerspanungstechnik

Sie konnten einen Familienbetrieb weiterführen und bestehende Strukturen fortsetzen. Gibt es eine besondere Note, die Sie seither als Frau gesetzt haben? 

In den vergangenen Jahren stand unsere Branche vor großen Transformationsprozessen. Veränderungen wollten feinfühlig begleitet werden. Ein offener Umgang mit Problemen und Konflikten, eine veränderte Kommunikationskultur hin zu mehr Transparenz und Beteiligung sowie der Aufbau gemischter Kompetenzteams waren Entwicklungen, die ich besser begleiten und umsetzen konnte als mein Vater. Ob das nun am Geschlecht liegt? Es könnte sein, muss aber nicht…

Melanie Baum in der Produktionshalle ihrer Firma
Melanie Baum in der Produktionshalle ihrer Firma © privat

Hat das Netzwerken für Frauen eine besondere Bedeutung? Welchen Stellenwert hat da die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“?

Auch hier ist der Schlüssel für mich die Bildung von gemischten Teams. Völlig unabhängig vom Geschlecht habe ich es immer als sehr bereichernd empfunden, verschiedene Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale zusammenzubringen – in meinem Unternehmen genauso wie in Netzwerken. Mit unserer Initiative fokussieren wir zwar die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen von Frauen im Mittelstand, freuen uns aber auch über jeden „männlichen Input“ von außen. Unser gemeinsames Ziel ist die Stärkung des Mittelstandes. Bei unserem Thema „Frau“ gilt wie bei allen anderen Themen: Heterogene Teams, Diversität und Vielfalt sind wertvoll und wertstiftend.

Was sagen Sie einer jungen Frau von 20 Jahren, die sich Gedanken über ihren Karriereweg macht. Was ist wichtig, um voranzukommen?

Man sollte sich genau überlegen, womit man seine Arbeitszeit füllen und sein Geld verdienen mag: Was fällt mir leicht? Worin bin ich gut? Was bringt mir besondere Freude? Völlig unabhängig vom Geschlecht wird eine Balance zur Arbeit dann gar nicht so nötig, man bleibt in einem produktiven Energielevel und bekommt Motivation aus der eigenen Wertschöpfung. So entstehen oft Wünsche und Visionen für den eigenen Karriereweg. Und nun speziell an alle Ladys: Seid nicht so streng mit euch. Traut euch, Fehler zu machen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Seid mutig und macht einfach den ersten Schritt.